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kasapv 30.10.2007 21:10:42

Eins werden?
 
Hab mal so 'ne etwas ungewoehnliche Frage.

Mir ist schon oefter aufgefallen, dass wenn ich laengere kurvenreiche Strecken fahre, irgenwie in einen Rhytmus komme und die Kurven immer leichter bis fast schon automatisch gefahren werden.

Am Sonntag hab ich mit 'nem Bekannten 'ne kleine Tour gemacht, in ein 100km entferntes Oertchen. Die Strecke geht einmal komplett ueber einen Berg rueber. Auf der einen Seite schlaengelnd rauf und auf der anderen wieder runter. Kurven aller Art gibt's da, weitgezogene, enge, offen anfangende dann schliessende usw., schier unendliche links-rechts Kombinationen. Alles in allem wuerde ich sagen, dass die Strecke zu 95% aus Kurven besteht.

Da gab's Momente in denen der Rhytmus soweit ging, dass ich mich eins fuehlte mit Moped und Umgebung. Die Aussengeraeusche nahm ich gedaempfter war. Alles ging ganz natuerlich, automatisch, fluessig von Statten.

Ich wuerde nicht soweit gehen, es als Trancezustand zu bezeichnen, weil ich ja schliesslich schon alles sehr bewusst wahrnahm. Dennoch war die Ankunft schon einem Erwachen aehnlich.

Schwer zu beschreiben. Passiert Euch das auch? Liegt's vielleicht nur an der starken Konzentration? (Oder sollte ich mal ein Leck im Benzintank suchen, da ich eventuell zuviel Sprit schnueffel? :lol:)

RemoteC 30.10.2007 21:21:40

Das ganze ist ein psychologisches Phänomen und heißt Flow.

Ich habe das des öfteren, besonders auf meiner Hausstrecke. Ich fahre einfach und konzentriere mich auf die Fahrbahn, das Motorrad und bin, wie du so schön gesagt hast, eins mit dem Motorrad. Die Kurven fahren sich wie von alleine. Schlimm ist es bei mir nur, wenn ich da drinnen bin und dann taucht vor mir ein Sonntagsfahrer in seiner Dose auf. Das ist, wie wenn man aus einem schönen Traum plötzlich herausgerissen wird.

kasapv 30.10.2007 21:31:13

Zitat:

Zitat von RemoteC
Das ganze ist ein psychologisches Phänomen und heißt Flow.

Ich habe das des öfteren, besonders auf meiner Hausstrecke. Ich fahre einfach und konzentriere mich auf die Fahrbahn, das Motorrad und bin, wie du so schön gesagt hast, eins mit dem Motorrad. Die Kurven fahren sich wie von alleine. Schlimm ist es bei mir nur, wenn ich da drinnen bin und dann taucht vor mir ein Sonntagsfahrer in seiner Dose auf. Das ist, wie wenn man aus einem schönen Traum plötzlich herausgerissen wird.

Genau das isses. So wie's in Wiki beschrieben wird, passt's wie'n Deckel auf'n Topf.

Kam mir schon etwas komisch vor und wollte fast gar nicht fragen. Hab nun fast 2 Tage mit mir gerungen, um das mal hier zu schreiben. Schoen zu wissen, dass es mehrere Leute gibt die's geniessen koennen.

RemoteC 30.10.2007 21:34:55

Zitat:

Zitat von kasapv
Kam mir schon etwas komisch vor und wollte fast gar nicht fragen. Hab nun fast 2 Tage mit mir gerungen, um das mal hier zu schreiben.

Wo wir wieder beim Wiki-Eintrag wären:
Das Kommunikationsproblem beim Sprechen über Flow: Fast jeder hat Flow-Erfahrung auf sehr unterschiedliche Weise, so dass meistens davon ausgegangen wird, dass es keine Gemeinsamkeiten gibt und es daher zwecklos ist, darüber zu sprechen. Es gibt Kommunikationsbarrieren wie bei intimen Geheimnissen.

acid 30.10.2007 21:39:03

Der Begriff ist auch als "white moment" bekannt. Passiert mir öfters auf meiner Hausstrecke und früher vor allem beim Mappen. In solchen Phasen bin ich zu nichts aufnahmefähig was andere Reize betrifft. Vor allem wenn jemand mit mir sprechen will. Ich höre zu und antworte, aber erinnere mich sofort danach nicht mehr dran.

icumblood 30.10.2007 21:52:29

Oo das kommt mir Ziemlich bekannt vor ...
Dabei vergesse ich sogar Raucherpausen wenn ich mopped fahre :D
d.h ich fahr 2 std am stück bis ich tanken muss 8O

fragmaster 30.10.2007 23:10:51

Ist aber auch nicht ganz ungefährlich, weil man da leicht in ein ziemlich Kritikloses Fahren hineingerät. Ab und zu passiert mir das, wenn ich gerade einen schönen Tag auf der Hausstrecke hatte... da will ich eigentlich nur noch ganz relaxed nach Hause cruisen und dann merke ich, dass ich mal wieder mit ca. 100 am Ortsschild vorbeipresche. :roll:

Interessant ist, dass man eigentlich gar nicht merkt, wenn man in dieser Phase ist. Man merkt es erst, wenn man durch irgendwas herausgebracht wird, bspw. wenn man an einer Roten Ampel halten muss. Dann brauchts wieder 2-3 Kurven , dann gehts wieder wie unter Trance weiter, bis zur nächsten Ampel. Irgendwann ist man auch soweit, dass man besser mal ne Pause macht um wieder runterzukommen... Da muss man bei sich und auch bei den Kumpels gucken, ob Einer zu euphorisch wird

RemoteC 30.10.2007 23:35:37

Zitat:

Zitat von fragmaster
Irgendwann ist man auch soweit, dass man besser mal ne Pause macht um wieder runterzukommen...

Warum? Ich finds toll wenn es so ist und ich fahre da sicher sicherer, da konzentrierter, als wenn ich nicht in dem Flow bin. Ich habe auch größere Angst bei einer geringeren Geschwindigkeit einen Unfall zu bauen, als wenn ich so g'schmeidig über die Landstraßen fahre. Ich merke z.T. richtig wie unkonzentriert ich werde, wenn ich zB in der Stadt mit Strich 50 hinter einem Auto hertuckel. Das ist einfach langweilig und imo nicht der Sinn am Motorrad fahren.

Daron112 30.10.2007 23:48:37

Hab ich auch schon oft erlebt dieses gefühl, da fahr ich 100 mal besser als wenn ich die strecke fahr un mir irgendwelche sachen durchn kopf gehen. Und wenn man dann seine wider normal fährt also wenns dann durch stadt oder so geht, ist es echt so als ob meien von einem herlichen Traum aufwacht :D

Hennak 31.10.2007 05:30:43

Sowas kenne ich vom letzten Gardasee / Südtirol Urlaub mit dem Bike. Man wedelt durch die Kurven, eine geht besser als die andere, man ist eins mit dem Bock.
Es läuft flüssig, zu flüssig. Ich hatte zar keinen Unfall, bin aber unsanft geweckt worden, weil das HInterrad plötlich wegging, der Reifen war schlicht an der Haftungsgrenze. Ich hatte mir also zu viel zugetraut. Hatte auch kein wirkliches Gefühl mehr für die Schräglage, in jeder Kurve schraddelten Die Rasten an meiner Bandit (Heckhöherlegung). Dieser Zustand kann also auch gefährlich werden, wenns zu gut läuft.

gummibaerla 31.10.2007 08:11:15

hi
bin kurz vor meinem abitur und haben in reli auch über so einen psychologen gesprochen der diesen flow beschreibt. gennauer gesagt sagt dieser, dass ein mensch ohne flows nicht glücklich seien usw. usw..... :wink: ja so was nimmt man im reli unterricht durch.
also mitm motorrad ist mir das noch nicht passiert fahr auch ja erst seit kurzem und bin glaub ich noch viel zu aufgeregt, aber die strecke zu meinem freund :lol: (quer durch die fränkische schweiz) ertappe ich mich immer öfters dass "das auto anscheinend alleine zum ziel findet!"
lg

Raketen-Matze 31.10.2007 09:00:23

Ach deswegen fahren viele so beschie....! Blinken nicht, ziehen einfach rüber etc ;-)

mfg Matthias

chrischl 31.10.2007 09:06:47

und auch wenn ich mich dabei unbeliebt mache: genau das is ja der grund, warum die massen in die discos strömen, oder was macht ma sonst beim "tanzen" ..... ästethisch kanns ja ned sein :D

FLoSch 31.10.2007 09:41:06

Re: Eins werden?
 
Zitat:

Zitat von kasapv
Am Sonntag hab ich mit 'nem Bekannten 'ne kleine Tour gemacht, in ein 100km entferntes Oertchen. Die Strecke geht einmal komplett ueber einen Berg rueber. Auf der einen Seite schlaengelnd rauf und auf der anderen wieder runter. Kurven aller Art gibt's da, weitgezogene, enge, offen anfangende dann schliessende usw., schier unendliche links-rechts Kombinationen. Alles in allem wuerde ich sagen, dass die Strecke zu 95% aus Kurven besteht.

hm...

da fang ich ja so schon an zu träumen... :)

lieben gruß von der graden küste

Dirk-Boerge 31.10.2007 09:53:28

Buch dazu
 
Bernd Spiegel hat zu diesem und anderen Themen ein sehr interessantes Buch geschrieben: Die obere Hälfte des Motorrads. Motor-Buch-Verlag.

Tomato 31.10.2007 16:31:40

Zitat:

Zitat von chrischl
und auch wenn ich mich dabei unbeliebt mache: genau das is ja der grund, warum die massen in die discos strömen, oder was macht ma sonst beim "tanzen" ..... ästethisch kanns ja ned sein :D



Wer tanzt hat nur kein Geld zum saufen :P


:D:D:D

Nusch 31.10.2007 16:52:52

also ich hab das auch shcon ein paar mal erlebt! is ein geiles gefühl!

(also der flow :twisted: und nicht das saufen 8) )

headshot 31.10.2007 17:15:15

jo das is wahr

halt eine übernatürliche phase ^^..

ne ich finds auch geiler, wenn man sich konzentriert über kurven schmeißt als wenn man mit 50 inner orts herumduckelt..


was ich mir dabei nur denke.. wenn man sich sosehr auf die straße / strecke konzentriert.. wie mir mal passiert ist.. das man dann die umgebung schlechter wahrnimmt.. zb rennt ein tier auf die straße.. bei mir war dann ca noch ein meter entfernung wie ich es erst bemerkt habe, das vieh war gottseidank am sprinten ( um sein leben ) aber solche ungeplanten ereignisse reißen einen auch wieder in die realität zurück..

und pausen dabei zu machen finde ich sehr wichtig.. da man sonst zu viel von dem "flow" "white moment's" "adrenalinschübe" abkriegt..

tschulian 08.11.2007 22:14:21

Zitat:

Zitat von acid
... Vor allem wenn jemand mit mir sprechen will. Ich höre zu und antworte, aber erinnere mich sofort danach nicht mehr dran.

jedes mal wenn ich mit der freundin rede ;-)

_dev_null 09.11.2007 10:01:19

Zitat:

Zitat von tschulian
jedes mal wenn ich mit der freundin rede ;-)

Hehe, das kommt mir bekannt vor und dann heißt es immer, aber am 18.7.1937 um 17:45 hast du soundso gesagt!

Aber back to topic, dass sich das Motorrad manchmal wie von alleine fährt, ist mir schon in der Fahrschule aufgefallen, war kein Flow, aber eine Art Laissez-faire, ich habe das Krad einfach machen lassen und dann fuhr das eben so mit mir umher, ohne dass ich großartig eingreifen musste. Wenn man anfängt, zu ängstlich zuviel kontrollieren zu wollen, schaukelt man sich auf zwischen Korrekturen und Gegenkorrekturen usw.

straightforward 10.11.2007 00:28:22

Zitat:

Zitat von _dev_null
... Laissez-faire, ich habe das Krad einfach machen lassen und dann fuhr das eben so mit mir umher ...

puhhh... wenn ich das lese - bitte (!!) nicht missverstehen, dev_null - dann kann ich Dir nur einen recht engagierten Schutzengel wünschen.

Wenn Du am Bock sitzt, dann bist Du der Captain, und dann macht das Mopped ganz genau das, was Du dirigierst...

Ich mein, ich weiss schon, dass das ( = Du bist der Captain) nicht immer ganz so will wie Du es möchtest, aber es sollte < IMHO > wenigstens der Leitgedanke sein. Laissez-faire, am Bock, landet mit einer gewissen Sicherheit dort, wo es Dir ziemlich weh tut.

Nurso als Tipp von einem, der lange nicht perfekt ist: probiers mal mit 3 km/h weniger, aber das sooooo lange, bis - Du, und nicht das Krad - machen, was - Du - willst.

_dev_null 12.11.2007 12:25:59

Zitat:

Zitat von straightforward
puhhh... wenn ich das lese - bitte (!!) nicht missverstehen, dev_null - dann kann ich Dir nur einen recht engagierten Schutzengel wünschen.

Hi,

da hast du mich missverstanden, wenn du gelesen hast, dass das Motorrad den Kurs angibt. Die Karre rollt schon dahin, wo ich mir vorstelle, wo sie hinrollen möge, aber eben nicht, indem ich alles in unzähligen bewussten Steuerimpulsen kontrolliere, sondern eher halbautomatisch. Man muss sie nur machen lassen und nicht verkrampft drauf sitzen.

"Dirigieren" trifft es eigentlich ganz gut, müsste man jedes Instrument eines Orchesters selber spielen, käme da nix bei raus, aber wenn man lässig den Taktstock schwingt, klappts und man hat genügend Rechenleistung frei, um die anderen verrückten Verkehrsteilnehmer zu beobachten und einzukalkulieren, was die so treiben könnten.

So meinte ich das.

Gruß,

Stephan / _dev_null

kasapv 12.11.2007 15:01:00

Zitat:

Zitat von _dev_null
Zitat:

Zitat von straightforward
puhhh... wenn ich das lese - bitte (!!) nicht missverstehen, dev_null - dann kann ich Dir nur einen recht engagierten Schutzengel wünschen.

Hi,

da hast du mich missverstanden, wenn du gelesen hast, dass das Motorrad den Kurs angibt. Die Karre rollt schon dahin, wo ich mir vorstelle, wo sie hinrollen möge, aber eben nicht, indem ich alles in unzähligen bewussten Steuerimpulsen kontrolliere, sondern eher halbautomatisch. Man muss sie nur machen lassen und nicht verkrampft drauf sitzen.

"Dirigieren" trifft es eigentlich ganz gut, müsste man jedes Instrument eines Orchesters selber spielen, käme da nix bei raus, aber wenn man lässig den Taktstock schwingt, klappts und man hat genügend Rechenleistung frei, um die anderen verrückten Verkehrsteilnehmer zu beobachten und einzukalkulieren, was die so treiben könnten.

So meinte ich das.

Gruß,

Stephan / _dev_null


Das hat weniger mit Flow zu tun, als mit Erfahrung sammeln. Ein Fahranfaenger bring anfangs 70% (oder gar mehr) seiner Konzentration fuer die Bedienung des Fahrzeugs auf. Er konzentriert sich auf's Gas geben, Schalten (wann und wie, z.B. hoch oder runter), Bremsen, Lenken...etc. Ja selbst das Blinken kostet seine Konzentration, da er noch nicht 100%ig mit seinen Kontrollinstrumenten vertraut ist. So bleiben anfangs nur 30% seiner Konzentration uebrig, um andere Verkehrsteilnehmer wahr zu nehmen.

Mit steigender Erfahrung aendert sich das, bis man nur noch 20% oder scheinbar 5% der Konzentration zur Fuehrung des Fahrzeugs braucht und somit mehr auf andere Verkehrsteilnehmer und deren Fehler achten kann. Man weiss eben, wo die Kontrollschalter sind und die Finger finden sie von selber. Kurvenfahren wird fluessiger, genau wie Schalten, Gas geben usw. Alles wird harmonischer. Das ist aber nur Erfahrung sammeln.

Den Zustand den ich beschrieben habe, ist genau der, den RemoteC als Flow erwaehnt. Man wird eins mit Maschine und Umgebung.


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