gs-500.de - Moto Guzzi Griso gefahren

Ja, den dicken Guzzi Zweizylinder wollte ich doch mal ausprobieren. Also eine Griso 1100 vom Händler geliehen und ein halbe Stunde bei Nieselregen umhergefahren.

Das Glanzstück ist der Motor. Ein echter Donnerbolzen. Stampft und bollert wie Sau. Schön Druck, aber gut von den Fahrleistungen objektiv wahrscheinlich auf dem Niveau einer Er 6. Durch die Geräuschkulisse fühlt es sich aber zunächst nach viel mehr an. Der Drehzahlbereich ist ziemlich schmal. Von 3000-8000 U/min zieht sie, ohne dabei wie ein Vierzylinder anzuziehen und nochmal nachzulegen. Bei der kurzen Übersetzung rennt man dann ziemlich abrupt und überraschend in den Begrenzer. Wer Vierzylinder gewohnt ist, dem wird das öfter passieren. GS-Fahrern auch :lol: Habe so 7 liter / 100 km verbraucht, weil ich oft abgebremst habe um dann wieder zu beschleunigen. Macht Spaß.

Das Motorrad lebt von dem mittleren Beben, das der Motor verursacht. Und von einer ziemlichen Missachtung der Euro 3 Norm. Offziell wird die erfüllt. Praktisch haben die Italiener einfach nur gemogelt. "Kernig" wäre für den Sound zu wenig. Egal bei welcher Drehzahl, besonders bei Vollgas ist die Hölle los. Jedenfalls mal lauter als eine alte Kawa ZX 9R ohne DB-Killer (unter 10000 U/min). Ein Rollerfahrer hat sich auch schon angstvoll umgedreht, was da denn für eine Höllenmaschine kommt. Die GS habe ich hinterher erstmal motormäßig nicht mehr so ganz gehört. Wenn die Guzzi die gleiche Euro 3 wie die Japaner und Deutschen erfüllen müsste, wäre sie halbso laut und halbso interessant. Sie hatte auch schon 11 tkm drauf. Gut möglich, dass sie neu leiser sind. Aber gut, kein Neid hier. Bananen-EU halt :nut:

Die Sitzposition ist für mich hervorragend. Der Kniewinkel ist mit dem der GS vergleichbar. Ansonsten sitzt es sich besser als auf einer GS mit Streetbar-Lenker. Gut also.

Die Vorderradbremse habe ich im Nassen nicht so richtig ausprobiert. Sie hat auf mich aber einen recht stumpfen Eindruck gemacht. Die Hinterradbremse ist sehr ok. Beim Ranrollen an Kreuzungen kann man damit wirklich gut zum Stehen kommen. Das mindert mal die Kippgefahr.

Sie ist schwer. Im Stand und beim Rollen ist das egal. Mit der Hinterradbremse und den breiten Lenker hat man sie leicht im Griff. In einem engen Kreisverkehr mit Gullideckeln und Nässe habe ich mich nicht wohlgefühlt, aber das kann auch eine Gewöhnungssache sein.

Ich bin ja ziemlich geschlichen, ein leichtes "Trampeln" des Hecks in Schräglage habe ich bei Straßenschäden trotzdem bemerkt. Anders als bei der GS kam das nicht vom Federbein, sondern vom breiten Reifen. Warum einige Motorräder breite Reifen vertragen und andere nicht, hat mir noch kein Magazion erklärt. Die Guzzi verträgt ihn jedenfalls nicht so gut. Edit: Das Fahrwerk kann vollständig eingestellt werden. Möglich, dass sie auch einfach nur verstellt war.

Optik ist eine Geschmacksfrage. Erstaunlicherweise wirkt sie aber recht zierlich, nur der Motor ist ein Klotz, der Rest ist elegant.